Die Piraten der Inseln hinter dem Wind

HERKUNFT

Die Piraten rekrutieren sich aus Glücksrittern, ehemaligen Matrosen, Schuldnern, verarmten Adeligen, Verbrechern und Ex-Häftlingen, Exilanten und ausgerückten Halbwüchsigen auf Abenteuersuche. Die meisten haben es satt, sich von der Obrigkeit unterdrücken zu lassen und überhöhte Steuern zu bezahlen. Sie mustern in bekannten Piratenhäfen oder direkt beim Gekapertwerden an, in der Hoffnung, ab sofort ein Leben in Freiheit und Wohlstand (!) zu führen.. Auch Frauen werden Pirat: um einem ungeliebten Ehemann zu entgehen, eine andere Lebensperspektive als Küche und Wohltätigkeitsveranstaltungen zu finden - und um überhaupt mehr Spaß zu haben.

LEBENSWEISE AN LAND...

Am ungestörtesten lebt es sich in Seeräuberstädten und auf kleinen Inseln. Die Inselpiraten nennen sich Bukaniere, nach dem Verfahren der Trockenfleischherstellung (Boucan=korossischer Ofen), mit dem sie sich außerhalb der Kapersaison ihren Lebensunterhalt verdienen. Dieses würzige, wohlschmeckende und haltbare Fleisch ist beliebter Proviant für Seereisen. Die Bukaniere tun sich zu Zweier- und Dreiergruppen zusammen, den sog. „Matelotages“, in denen jeder sein festes Aufgabengebiet (Feld-, Haus-, Jagdarbeit) hat. Das besondere dieser Gemeinschaften ist ihr absoluter Zusammenhalt untereinander, der gemeinsame Besitz und gegenseitiger Erbanspruch. Wurde mit dem Verkauf des Boucan-Fleisches im nächsten seehafen genug Geld verdient, haut man es gemeinsam in einer einzigen Nacht (what a night!) auf dem Kopf und macht, wenn möglich, noch ein paar Schulden. Danach geht es mit dickem Schädel und leerem Beutel wieder auf die Insel und an die Boucan-Herstellung. Ab und zu wird einigen dieses Leben zu beschaulich, dann ist wieder Kapersaison und es geht...

...AUF SEE

Man hat als Bukanier zwei Möglichkeiten, auf Kaperfahrt zu gehen: Anheuern bei einem bekannten Piratenkapitän im nächsten Hafen, oder sich dort ein herumliegendes Schiff „leihen“ (und vergessen, es wieder zurückzugeben). Die Mannschaft besteht je nach Schiffsgröße aus 20-30 Männern und Frauen, darunter auch Schiffsarzt, Segelmacher und Zimmermann. Der Kapitän wird von der Mannschaft gewählt, er hat jedoch nur während des Gefechts Befehlsgewalt, gilt ansonsten nicht mehr als jeder andere und kann jederzeit wieder abgesetzt werden. Die Piraten mißtrauen Rängen, da sie an die rüden Behandlungsmethoden der Kriegsflotten erinnern.

PIRATEN-DEMOKRATIE

Bei den Seeräubern und Bukaniern gibt es tatsächlich so etwas wie eine Demokratie, die auf der Gleichstellung aller Mannschaftsmitglieder und ihrer gegenseitigen Verantwortung füreinander basiert. Alle größeren Entscheidungen wie der Kurs der nächsten Kaperfahrt, Verhalten in Gefechtssituation und Bestrafungen werden gemeinschaftlich getroffen. Das Überleben des Kapitäns und seiner Mannschaft hängt wesentlich davon ab, wie gut dieses Zusammenspiel funktioniert. Der Kapitän ist ihr Wortführer, aber wenn er nicht mindestens der gerissenste, hinterhältigste und gemeinste unter ihnen ist, wird er nicht lange Kapitän bleiben!

PIRATENGESETZE

- Verteilung der Beute (Chasse-Partie): Zuerst Bezahlung des gemeinschaftlich engagierten Wundarztes und Entschädigung der Verletzten für erlittene Wunden und verlorene Gliedmaßen. Der Rest wird aufgeteilt: 2 Teile je der Kapitän und der Steuermann (sein Stellvertreter), die Mannschaft pro Kopf 1 Teil, Schiffsjungen 1/2 Teil. Wer sich im Kampf blöd oder feige anstellte, bekommt seinen Anteil abgezogen, der dann unter der Mannschaft verteilt wird. Sonderzahlungen gibt es für das Ausspähen einer Prise (1 1/2 Teile) und Entern des gegnerischen Decks als Erster (1 Teil)

- jeder ist für den anderen verantwortlich und zur Treue verpflichtet - keiner darf von der Beute etwas für sich beiseitelegen oder er wird gekielholt - an Bord darf nicht um Geld gespielt werden - Verlassen des Schiffes ohne Erlaubnis wird mit Aussetzen (Maronieren) bestraft - Verräter werden über die Planke geschickt - wer ein anderes Mannschaftsmitglied ermordet, wird mit der Leiche zusammengebunden und ins Meer geworfen - es ist bei Todesstrafe verboten, Gefangene zu vergewaltigen - Duelle werden an Land ausgetragen Sonstige Konflikte, die auszuufern drohen, werden von der Gemeinschaft geregelt. Der Pirat erkennt diese Regeln an, indem er die Unterschrift im Captain´s Book mit seinem Blut leistet.

BEWAFFNUNG

Typische Waffen sind Enteraxt, Entermesser und -säbel, Schleuder, Wurfmesser, Enterhaken - teilweise auch Rapier und leichte Armbrust. Die Bukaniers sind Meister mit dem Langbogen. Piratenschiffe sind mit Ballisten, seltener mit Onagern ausgerüstet.

DIE SCHIFFE

Die Piraten bevorzugen wendige, niedrige und sehr schnelle (!) Schiffe. Die Ketsch und der Schoner sind durch ihren geringen Tiefgang für das Navigieren im Inselbereich ideal. Eine Ausnahme sind die beiden großen Segelschiffe Nemesis und Knurrhahn, deren Baumeister unbekannt sind und die als Klipper bezeichnet werden. Mit ihrem extrem schmal gebauten Schiffsrumpf, den nach achtern geneigten Masten und dem mächtigen Segelsatz erreichen sie in kürzester Zeit eine enorme Geschwindigkeit. Die Abergläubischsten unter den Piraten munkeln, diese Schiffe wären vom Teufel selbst gebaut.

Schiffe

LEGENDEN

Piraten fürchten weder Tod, Teufel, Gespensterschiffe (wie den Fliegenden Caswallonier) noch Klabautermänner. Doch wenn sie sehr, sehr viel Rum getrunken haben und draußen ein heftiges Unwetter tobt, rücken sie eng zusammen und erzählen sich flüsternd vom Alten aus der Tiefe. Angeblich ein gigantisches Meeresungeheuer, vielleicht sogar ein finsterer Gott aus uralter Zeit, heißt es von ihm, daß er - bei seinem Wahren Namen gerufen - aus den dunklen Tiefen des Endlosen Ozeans aufsteigt und sich auf die Suche nach dem Unglücklichen macht, der ihn herausgefordert hat. Man erzählt sich, daß er Seelen frißt. In den Höhlen des Teufelskammes, eines unzugänglichen Felsengebietes auf der Isla Nebulae, sollen die Anhänger eines dämonischen Kultes, die Hüter, die Ruhe des Alten bewahren. Niemand, der diese verwunschene Gegend betrat, kam jemals wieder zurück.

DIE FLAGGE

(siehe Piraten-Startseite)

PHILOSOPHIE

Das Leben als Pirat ist zwar abwechslungsreich, aber oft nicht sehr lang. Sie leben in den Tag hinein und denken nicht an morgen - denn da könnten sie schon am Galgen baumeln. Die wenigsten Bukaniere machen sich die Mühe, zu sparen, das Geld irgendwo zu verbuddeln und eine Schatzkarte in mühevoller Kleinarbeit zu malen (die einem auch noch geklaut werden kann!). Wenn man das Geld in die nächste Kneipe oder ins Freudenhaus trägt, weiß man wenigstens, wo es geblieben ist. Und so schlecht angelegt war's nicht... Die Lebensauffassung der Seeräuber läßt sich in zwei Sätzen zusammenfassen: „Lieber tot als Sklave!“ und „...ein kurzes Leben - aber ein lustiges!“

EPILOG

Wir wissen, daß jeden Tag der Tod auf uns wartet. Darum leben wir in den Tag hinein und nehmen alles mit, was das Leben uns zu bieten hat. Das Meer ist unsere Heimat, und wenn wir Glück haben, wird es auch unser Grab. Nichts ist schöner, als den Wind im Haar zu spüren und den salzigen Geruch der See zu atmen. Und wenn Ihr uns eines Tages doch erwischt, Ihr verdammten Landratten, und wir vor einer johlenden und gaffenden Menge aufs Schafott geführt werden, dann lachen wir Euch ins Gesicht und rufen Euch zu:

Nehmt uns unsere Schätze, unser Land, nehmt uns sogar unser Leben - doch niemals nehmt Ihr uns unsere Freiheit!

Konzept: © Tina Kröll und Claudia Arndt, Herbst 1993

Alles weitere bitte bei Tina Kröll, Sponholzstr. 39, 12159 Berlin (tk@f-m-computer.de)
oder bei mir CyberAndy@dusnet.de erfragen.



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