Auf den Spuren der Wikinger

Wie vielleicht manche wissen, hatte ich nach dem Fest der Fantasy noch ein wenig Urlaub. Diesen habe ich in Dänemark verbracht, um ein paar Museen zu besuchen.

So hatte ich am Montag nach dem Fest lediglich ein paar Klamotten umgepackt und das kleine Zelt eingeladen.. Die Gewandungskiste hatte ich gleich im Auto gelassen, denn die sollte mir noch gute Dienste leisten. Leider kam ich erst später als geplant los, so daß ich erst gegen 20 Uhr in Ribe ankam. Da ich um diese Zeit keine Lust mehr hatte ein Zelt aufzubauen, suchte ich mir eine Unterkunft. Und ich hatte Glück: direkt am Marktplatz hatte ein älteres Ehepaar ein Zimmer frei. Nicht gerade billig, aber sehr nett eingerichtet.

Ribe ist nachweislich die älteste Stadt Dänemarks und entwickelte sich aus einem Handelsplatz der Wikinger. Das mittelalterliche Städtchen ist sehr stolz auf seine Geschichte, daher beherbergt es gleich zwei interessante Museen. Zum einen ist es das "vikinge museet", in dem Funde aus Wikingerzeit und Mittelalter gezeigt werden. Das Museum ist sehr liebevoll gestaltet, unter anderem mit 2 lebensgroßen "Dioramen". Zum "Einstieg" in eine "Reise zu den Wikingern" ist dieses Museum absolut zu empfehlen.

Gegen Mittag gewandete ich mich dann und fuhr zum "vikingecenter", das ca. zwei Kilometer außerhalb der Stadt liegt. Es handelt sich hier um ein Freilichtmuseum, in dem während der Saison (Anfang Mai bis ca. Mitte September) immer "Leben" ist.

In den Langhäusern wird gearbeitet und gegessen, Handwerker arbeiten auf dem Marktplatz, weitere Häuser werden gebaut und isländische und skandinavische Haustierrassen gehalten und gezüchtet.

Aufgrund der Gewandung kam ich gleich in Kontakt mit den Leuten dort.

Das Museum wird bevölkert durch professionelle und nebenberufliche Handwerker, die entweder einige Wochen oder aber die ganze Saison dort leben. Dazu gibt es Schulprojekte: die Jugendlichen betreiben dort in den Ferien oder während eines Praktikums unter Aufsicht eine Art "experimentelle Archäologie" und lernen Geschichte hautnah. Außerdem gibt es noch eine Menge Freiwillige, z.B. Rentner, die dort ehrenamtlich mitarbeiten.

Im Langhaus wurden Schülern alle Arbeiten auf einem Hof beigebracht. Auf dem Feuer köchelte eine Kohlsuppe, in einer Ecke stand ein großer Webstuhl, in einer Feuergrube neben dem Haus wurde Fleisch gebraten. Die isländischen Rinder und Pferde sowie die skandinavischen Landgänse mußten versorgt werden. Während meines Besuchs wurde ein Kälbchen geboren. Die Rinder werden als Zugtiere eingesetzt und dienen als Milch- und Fleischlieferanten. Die kleine Gänseherde liefert nicht nur Eier und leckeren Braten, sondern ist sehr wachsam und wehrhaft. Warum ein Hund, wenn man diese Gänse hat? Die Hühner sorgen natürlich ebenfalls für eine abwechslungsreiche Ernährung.

Und auch die Islandpferde stehen nicht nur auf der Weide herum. Regelmäßig werden sie geritten und trainiert. Immer wieder reiten Angestellte oder Praktikanten über das Gelände, zur Freude vor allem der jungen Besucher.

Ein Bildhauer fertigt in dieser Saison eine ca. 2 m hohe sehr schöne Nornen-Statue aus einem dicken Baumstamm.

Ein Pfeilmacher zeigte die Herstellung der Schäfte und der Befiederung. Bei ihm konnte man auch Bogenschießen.

Zimmerleute sind gerade dabei, die "erste" Stadt nachzubauen. Dabei wird darauf geachtet, daß authentische Werkzeuge und Materialien verwendet werden. Lediglich aus Gründen der Sicherheit müssen einige Zugeständnisse an die Neuzeit gemacht werden, etwa beim Tragen von Sicherheitsschuhen oder beim Ausgießen von Fundamenten mit Beton). Die Zimmerleute stellen verschiedene Haustypen her, z.B. das eines einfachen Bauern, eines reichen Händlers, oder eines Handwerkers.

Als ich dort war, war der Marktplatz schon nicht mehr so bevölkert - denn die Saison neigte sich ja langsam ihrem Ende zu.

Ein junger Schmied fertigte vom Feuereisen über Messer und Scheren bis zum Bratspieß alle möglichen Haushaltsgegenstände. Eine ältere Frau färbte Wolle mit Pflanzenfarben und zeigte Schülerinnen die Brettchenweberei. Ein Tischler fertigte Holznäpfe, Stühle und andere Gegenstände. Ein anderer Handwerker machte von Schmuck über Kettenhemden und Helmen bis hin zu sehr schönen Schwertern alle möglichen Metallwaren. Wer sehen wollte, wie das Eisen überhaupt gewonnen wird, konnte sich bei einem anderen Schmied darüber erkundigen - denn er zeigte dessen Produktion aus Raseneisenerz. Der Perlenmacher war meist zu einem Schwatz unterwegs, hatte aber einige seiner Waren auf einem Tisch ausgelegt. Schließlich gab es noch eine Falknerin mit ihrer Gehilfin, die mit ihren beiden Habichten, der Tag-Eule "Djunja" und der Falkin "Steffi" zweimal täglich die Jagd mit Greifvögeln vorführten.

Mit der Falknerin habe ich mich länger unterhalten, da ich Greifvögel faszinierend finde. Sie gehört zu einer größeren Falknerei auf Zeeland, und ist nur während des Sommers mit einigen Vögeln in Ribe. Sie erzählte mir eine merkwürdige Sache: in Dänemark darf man zwar Greifvögel halten - aber seit den späten 60ern nicht mehr mit ihnen jagen! Das führt zu der kuriosen Situation, daß die Falknerei zwar die Tiere trainieren und vorführen kann - aber im Spätherbst mit allen 31 Vögeln nach Schottland reist, um dort "richtig" zu jagen. Denn um den Jagdinstinkt zu fördern und zu erhalten, müssen die Vögel natürlich auch an lebendes Wild gewöhnt werden.

Wie bereits gesagt, öffnete mir die Gewandung viele Türen. Man unterhielt sich, tauschte Adressen aus, und ich konnte auch günstig einige Waren erwerben. Der junge Schmied machte mir z.B. bis zum nächsten Tag einen schönen Feuerstahl.

Am Dienstagabend nahm ich an der Führung des Nachtwächters teil. Im Mittelalter gab es in Ribe Nachtwächter, die ihre Runden durch die Straßen und Gassen machten und für Ordnung und Feuerschutz sorgten. Diese Tradition hat man für die Besucher wieder aufleben lassen. Jeden Abend gibt es solche Führungen, die auch in entlegene Winkel führen. Der Nachtwächter kann viele interessante Geschichten und Anekdoten erzählen, und singt auch die alten Stundenlieder.

 

Den Mittwoch verbrachte ich (nach einem kurzen Abstecher nach Esbjerg) dann wieder im "vikingecenter".

Ich durfte dort sogar reiten! Das beruhte zwar auf einem Mißverständnis (die Praktikantinnen dachten, es sei erlaubt), war aber für mich aber doch eine Gelegenheit, endlich mal wieder auf's Pferd zu kommen! "Böse" auf die Mädchen war die "Chefin" aber dann doch nicht - mal wieder, weil ich in Gewandung sowieso als "zugehörig" betrachtet wurde. J

Abends bin ich die paar Kilometer an die See gefahren. In Dänemark gibt es noch Stellen, wo man mit dem Auto sogar bis hinter den Deich fahren kann. Und die Insel Mandø ist tatsächlich nur über eine Straße zu erreichen - die nur bei Ebbe befahren werden kann! Mit einem erstandenen Buch über die Wikingerzeit setzte ich mich an den Strand und ließ die Füße ins pi-warme Nordmeer hängen...J

 

Am Donnerstag hieß es früh aufstehen: die Fahrt nach Hobro stand mir bevor. Da es in Dänemark ein Tempolimit auf Autobahnen gibt, ist man dort eben etwas länger unterwegs - dafür aber streßfrei, weil es kaum Drängler und Raser gibt. Auch die vielen Kreisverkehre auf den Landstraßen sorgen für einen zügigen Verkehrsfluß. Auto fahren macht in Dänemark (wie eigentlich in ganz Skandinavien) endlich mal wieder Spaß.

In der Nähe von Hobro liegt die Wikinger-Burg "Fyrkat". Wie die anderen Ringwall-Burgen wurde auch diese (ca.) im Jahre 980 von König Harald Blauzahn gegründet.

Es ist ein besonderes Gefühl, auf diesem historischen Boden zu stehen und vom Ringwall aus die Anlage zu betrachten. Da von den Häusern natürlich nur noch die Pfostenlöcher zu sehen sind, hat man ein maßstabsgetreues Langhaus erbaut. Leider ist dieses nur an zwei Tagen im Jahr bei den "Wikingerspielen" bevölkert. Daher steht als Einrichtung lediglich ein Tisch darin.

In der Nähe der Burg befindet sich ein weiteres Freilichtmuseum - viel kleiner als in Ribe, aber auch "bevölkert". Man muß für beide Museen nur einmal Eintritt bezahlen, was die Reisekasse etwas schont. Hier ist der Hof eines Großbauern nachgebaut worden. Natürlich war ich auch dort wieder in Gewandung und fand schnell Kontakt. Die Handwerker dort sind jeweils die ganze Saison dort. Auch hier gibt es ehrenamtliche Mitarbeiter, jedoch keine Ausbildungsmöglichkeiten. Mit der Töpferin habe ich mich länger über alles mögliche unterhalten und sie stellte mir die anderen Leute vor. Eine ältere Frau flocht Weidenkörbe und färbte Stoffe. Ein Tischler machte nicht nur Holzwaren, sondern war auch gestalterisch tätig. Seine Odins-Statue fand ich ebenso beindruckend wie die Nornen in Ribe. Auch hier gab es einen Schmied. Und eine Frau, die mit den Besuchern Brot backte. Wie erstaunt ich doch war, daß sie das selbe Rezept benutzte wie ich auf dem Fest! In einem Haus gibt es einen Vortragsraum (schöne Wandbemalung!) und Gewandungen für die Besucher! Tiere werden dort auf dem Hof nicht gehalten, auch ist die Anlage längst nicht so weitläufig wie in Ribe. Trotzdem kann ich den Besuch empfehlen!

Hobro hat einen sehr komfortablen und hochwertigen Campingplatz! Von der Mikrowelle bis zur Waschmaschine ist dort alles von den Urlaubern nutzbar! In der Küche gibt es eine Menge Gaskocher und Spülen, so daß man bequem kochen kann. Sitzgelegenheiten ersparen einem, am oder im Zelt futtern zu müssen.

Das Städtchen selbst ist landschaftlich schön an einem Fjord gelegen, ist aber im 19. Jhdt. zu einer modernen Industriestadt gewachsen und bietet dem Auge außer dem Hafen daher nichts besonderes. Das einzig Interessante sind wohl die Ambu-Feste! Als die Bevölkerung vor vielen Jahren einen Krankenwagen brauchte, organisierte sie eine Tombola und eine große Kirmes. Nachdem man einige Veranstaltungen durchgeführt hatte, konnte der Krankenwagen gekauft werden. Da die Dänen aber gerne feiern, hat man die Tradition einfach beibehalten, und veranstaltet immer wieder Feste, an denen die ganze Stadt beteiligt ist. Die Erlöse fließen ins Rettungswesen oder in andere soziale Projekte. Als ich dort war, gab es gerade ein Seifenkistenrennen, bei dem über 100 Kinder teilnahmen!

 

Der Donnerstag war ein "Fahr-Tag". Von Hobro zurück nach Süden, dann nach Osten über die Insel Fynen nach Zeeland. Ursprünglich hatte ich geplant, von Århus mit der Fähre nach Zeeland zu fahren. Doch zum einen sollte die Fähre ziemlich viel Geld kosten (230 Kronen), und außerdem hätte ich noch einige Stunden auf die nächste warten müssen.. Also habe ich den Landweg genommen. Wie erstaunt war ich, als ich feststellte, daß die "Große-Belt-Brücke" mautpflichtig ist - und 230 Kronen kostet! Finanziell gespart habe ich also nichts... J Aber die Brücke ist sehr imposant, und der Blick auf den großen Belt und die Inseln wirklich sehenswert. Allerdings muß man das Steuer des Autos gut festhalten, denn der Seewind kann manchmal recht böig und stürmisch sein.

Meine erste Station war Trelleborg in der Nähe von Slagelse. Diese Wikingerburg ist um etliches größer als Fyrkat! Das zugehörige Museum ist klein, aber sehr informativ. Hier wacht eifrig die Island-Hündin "Motte" - und so mancher Däne besucht das Museum nicht so sehr wegen der Burg, sondern um das Maskottchen zu besuchen. J Angeschlossen ist eine kleine Anlage eines Wikinger-Vereins. Dieser hat dort ein paar kleine Grubenhäuser und Handwerkerhütten gebaut. Das Gelände ist im Sommer auch ab und zu "belebt", es wird z.B. Bogenschießen angeboten. Witzig ist das Wikinger-Restaurant: man hat dort versucht, einen modernen Imbiß mit der Historie zu verknüpfen, und kann dort nach Wikinger-Art essen und trinken. Der "Spagat" klappt aber ganz gut, denn man hat z.B. die Tische mit schlichtem handgewebten Tuch eingedeckt, zusätzlich zum normalen Besteck gibt es auch Holzlöffel, der Boden ist sandbedeckt und die Wandmalereien wurden vom Wikingerverein gestaltet. Für besondere Gelegenheiten gibt es auch grobe Holzbänke und -tische und einen sehr schön geschnitzten Hochsitz.

Auf dem Gelände steht übrigens ein "falsches" Langhaus! In den fünfziger Jahren, als die Ausgrabungen begonnen wurden, waren die Forscher der Ansicht, daß die Wände gerade und die Pfosten das Dach gewissermaßen als Säulengang gestützt haben. Nach diesen damaligen Erkenntnissen baute man das Langhaus. Heute weiß man, daß dies nicht stimmt. Die Pfosten verliefen schräg und die Häuser hatten Formen in etwa wie ein umgedrehtes Schiff.

Weiter ging es nach Roskilde. Für einen Besuch im "vikingeskibet museet" war es aber leider schon zu spät. Roskilde lohnt sich zum Urlaub machen! Ein mittelalterlicher sehr schöner Stadtkern mit einem imposanten Dom, eine gute Infrastruktur und ein toller Campingplatz direkt am Fjord! Es ist schon etwas besonderes, vom Zelt direkt ins Wasser hüpfen zu können! Auch dieser Campingplatz hat einen sehr hohen Standard, hier stand statt der Mikrowelle ein Heißluftherd mit Grill zur Verfügung.

 

Am Samstag fuhr ich schon recht früh zum Wikingerschiffs-Museum, denn man konnte im "Doppelpack" eine Bootsfahrt dazu buchen. Das Museum ist wirklich sehenswert. Fünf verschiedene Schiffe sind dort ausgestellt, es gibt Vorträge und Sonderausstellungen (in diesem Sommer "Wikinger in Irland") und außerdem ist eine Werft angeschlossen, in der die Schiffe nachgebaut werden. In dieser Werft arbeiten professionelle Schiffs-Zimmerleute mit traditionellem Werkzeug, und bilden dort auch Lehrlinge aus. Die einzige elektrische Bohrmaschine, die ich sah, wurde lediglich zur Montage von Gerüsten verwendet. Zur Zeit wird dort die "Skuldelev 3" nachgebaut, ein 30 m langes Kriegsschiff!

Auch dies ist ein Projekt der experimentellen Archäologie und wird vom Staat gefördert. Im zugehörigen "Hafen" liegt u.a. die "Roar Ege", auf der ich letztes Jahr in Haithabu gefahren bin.

Die Bootsfahrt fand jedoch leider nicht auf einem Wikingerschiff statt, sondern auf einem norwegischen Fischerboot (Nachbau) aus dem 19. Jhdt., das aber ebenso in Klinkerbauweise wie die Wikingerschiffe hergestellt ist und dieselben Segeleigenschaften besitzt. Lediglich das Steuer ist nicht steuerbord, sondern achtern.

Auch hier war ich wieder in Gewandung; und da ich erwähnt hatte, schon auf traditionellen Schiffen gefahren zu sein, wurde ich gleich zu Segelmanövern herangezogen. An dem Tag hatten wir Gelegenheit, das "Gegen-den-Wind-Kreuzen" zu probieren. Mit Wikingerschiffen ist dies ziemlich problemlos möglich, und auch unser Boot verblüffte damit die Besucher. Wir mußten übrigens das Boot aus und in den Hafen rudern. Da merkte man dann schon, daß wir keine geübte Mannschaft waren... J

"Ganz schnell" machte ich dann noch einen Abstecher ins "Fersøgscenter" in Lejre. Dies ist ein staatliches Zentrum für experimentelle Archäologie, das sich mit der Stein- und Eisenzeit beschäftigt. Dort leben z.B. in den Ferien Familien einige Wochen "steinzeitlich". Auch hier zeigen Handwerker den Besuchern ihre Kunst, und es ist ein komplettes Eisenzeitdorf nachgebaut worden, in dem das Alltagsleben gezeigt wird. Hier wird auch von den Besuchern etwas "Eigenarbeit" verlangt. Wer z.B. ein Feuer machen will, muß erst mal Holz hacken. Man kann im Einbaum fahren oder Korn mahlen, Bogen schießen, ein Reetdach decken oder eine Suppe kochen (wofür man dann erst mal das Gemüse ernten muß...).

Sehr berührt hat mich der Besuch am Opfermoor. Wie schön, daß man hier keine Vorbehalte gegenüber heidnischen Religionen hat! Auf einer Tafel ist genau erläutert, welche Göttinnen und Götter dort verehrt wurden und werden. Auch verschiedene Rituale werden erklärt und dargestellt. Sogar eine "Anleitung" ist angebracht, wenn man selbst ein Anliegen an die Götter hat! Dieser Ort hat eine so starke Ausstrahlung, daß ich gerne noch viel länger dort verweilt hätte.

Anachronistisch, und daher irgendwie witzig, war jedoch das Südstaaten-Zeltlager! Im Museum erhalten Reenactment-Gruppen die Möglichkeit, einige Tage ihre Aktivitäten zu zeigen - und an zwei Tagen dieser einen Woche führten eben die Südstaatler und Trapper ihre Waffen und Uniformen vor. Vor allem das Schießen mit den Vorderladern (allerdings nicht "stilecht" auf eine Reihe Blechbüchsen, sondern auf Luftballons) lockte viele Besucher an. Die Reenacter haben sich sehr viel Mühe mit ihrer Ausrüstung gegeben, und so wirkte alles stilecht. Und so standen Menschen aus der Stein- und Eisenzeit sowie Wikinger, Bettelmönche, amerikanische und alt-dänische Soldaten einmütig zusammen und fanden immer neuen Gesprächsstoff.

Leider hatte ich nicht viel Zeit, denn dieses Museum lohnt wirklich einen ganztägigen Aufenthalt!

 

Am Sonntag fuhr ich dann mit der Bahn nach København. Durch den Ost-Zeeland-Verkehrsverbund ist die Verbindung vor allem mit Tageskarten sehr günstig!

Dort angekommen besuchte ich zunächst das Nationalmuseum. Die Wikinger-Abteilung ist dort eher klein, was daran liegt, daß die Wikinger-Museen im Land meist "Ableger" des Nationalmuseums sind. Die meisten Fundstücke sind also in der Nähe der Ausgrabungsorte ausgestellt. Aber das Nationalmuseum lohnt sich auch so! Es beherbergt z.B. eine riesige völkerkundliche Sammlung aus allen Erdteilen. Vor allem die asiatischen Exponate sind sehr interessant, aber auch wer sich für Polynesien oder Afrika begeistert, findet viele schöne Stücke. Eine Sonderausstellung über das grönländische Alltagsleben war ebenfalls sehr anschaulich. Von Trachten und Kajaks über Jagdwaffen bis hin zu Anleitungen zum Iglu-Bau gab es hier alles von Geschichte bis Gegenwart zu sehen.

Danach machte ich einen Ausflug in die Zeitgeschichte und besuchte das "Frihedsmuseet". Es zeigt die Besatzungszeit und den Widerstand gegen die deutsche Wehrmacht durch zahlreiche Exponate und Schriftstücke. Das reicht von den Druckmaschinen für Untergrundzeitungen über Waffen und Funkgeräte (von den Engländern mit Fallschirmen abgeworfen), falschen Ausweisen für Juden, Zigaretten aus dänischer Herstellung, über Berichte über Anschläge des Widerstandes gegen deutsche und deutsch-unterstützende Einrichtungen und Fabriken, Dechiffriermaschinen, Gefängniskleidung und Uniformen, Vorstellungen einzelner Widerstandskämpfer, einem U-Boot-Torpedo etc. bis hin zum Brief einer dänischen Mutter an das deutsche Oberkommando, weil ein Soldat ihre Tochter geschwängert und "sitzen gelassen" hatte. Dieses Museum sollte man unbedingt einmal besuchen! Auch wenn die Dänen durch ihre "arische" Abstammung nur relativ wenig unter der Wehrmacht gelitten haben, versuchten sie doch ihre Besatzer loszuwerden - und mußten dafür grausam büßen. Immerhin konnte der kleine Anteil jüdischer Bevölkerung fast vollständig ins neutrale Schweden und damit in die Freiheit evakuiert werden. Neben der ausführlichen Beschreibung der Ausstellungsstücke gibt es auch sehr gute Führungen. Ich konnte teilweise eine englische Führung begleiten und habe dadurch noch sehr viel abseits der Beschriftungen erfahren.

Ein Besuch bei der "kleinen Meerjungfrau", ein Gang durch den Nyhavn mit den alten Segelschiffen und den vielen Cafés, die tolle Landschaftsfotografie-Aussstellung auf dem Kongens Nytorf und ein Bummel durch die Strøget (eine lange Fußgängerzone) zum Bahnhof gaben noch einen guten Eindruck von dieser wirklich schönen Stadt.

Besonders wohltuend war am Nyhavn die Straßen-Massage! Eine junge Chinesin bearbeitete für 80 Kronen den gesamten Wirbel- und Schulterbereich - und bei mir hatte sie aufgrund meiner Verspannungen damit gut zu tun. J

Allerdings sollte man sich für København mehr Zeit nehmen, denn die Stadt bietet eine Menge zu sehen und zu erleben.

 

Tja, und am Montag hieß es leider schon wieder Abschied nehmen!

In Odense, der "Märchenstadt", habe ich noch einen kleinen Stop eingelegt. Hier steht das Geburtshaus von Hans Christian Andersen. Auch sonst ist Odense mit seinen mittelalterlichen Häusern und der großen Fußgängerzone besuchenswert.

Zum Glück machte mir das Wetter die Abreise nicht allzu schwer, denn es war regnerisch und stürmisch. Die ganze Reise über hatte ich "mal wieder Glück mit dem Wetter", lediglich am Donnerstag war es trübe und feucht gewesen (was mich an dem "Fahr-Tag" aber nicht besonders störte). Ansonsten Sonnenschein und 25 °C, da kann man sich wirklich nicht beklagen!

 

Noch ein paar Reisetips:

Lernt möglichst ein paar Brocken Dänisch! Die Leute sind sehr verblüfft und erfreut, wenn man in ihrer Sprache mit ihnen spricht. Gerade ältere Leute sind durch den Krieg auf Deutsche nicht unbedingt gut zu sprechen, da bricht ein wenig Dänisch durchaus das Eis. Mit Englisch kommt man sehr gut zurecht, auch viele alte Menschen sprechen passabel Englisch. In Museen und auf den Campingplätzen findet man aber auch deutschsprachige Mitarbeiter.

Alkohol ist wie überall in Skandinavien sehr teuer. Auf Zeeland sollte man aber unbedingt nur Tuborg oder Carlsberg trinken, denn andere Biersorten sind dort verpönt! J

Essengehen ist nicht billig - dafür sind die Mengen beachtlich! Selbst ich als "guter Esser" hatte mit den "Bauarbeiter-Portionen" zu kämpfen! Erstaunlicherweise sieht man aber kaum dicke Dänen!

Probieren sollte man unbedingt eine der Dutzende abenteuerlichen Hotdog-Sorten (die "Pølser" gibt es in Imbissen und Buden)! Wer sich unter einem "Sandwich" ein einfaches belegtes Brötchen vorstellt, sollte unbedingt mal in eine Filiale von "SubWay" gehen! Frischen Fisch bekommt man überall. Und das typische "Smørebrød" wird natürlich auch an allen Ecken angeboten (das wird allerdings ein etwas teurerer Spaß). Lebensmittel kauft man am besten und billigsten in den großen Supermarktketten Kwickly, Føtex oder Irma. Die Lebensmittel haben durchweg eine gute Qualität, vor allem Milchprodukte sind sehr lecker. Wer in Dänemark verhungert, ist wirklich selber schuld!

Dänemark nimmt nicht am Euro teil. Man kann daher seine Münzen ruhig aufbewahren. Im übrigen kann man problemlos an allen Banken mit der Euroscheck-Karte Geld ziehen oder direkt im Laden bezahlen. Kreditkarten werden nicht so häufig angenommen wie hier, aber die Verbreitung ist ausreichend (auch z.B. an den Mautstationen). Der Umrechnungskurs von Mark zu Kronen ist z.Zt. ca. 3,8.

Sprit ist in Dänemark ebenfalls teurer als in Deutschland. Mein Tip: Die Automatentankstellen! Dort ist der Sprit ca. vier Pfennig pro Liter billiger - allerdings benötigt man dazu EC- oder Kreditkarte mit Geheimzahl! Bei manchen kann man auch mit Geldscheinen bezahlen. Dazu muß man aber genau wissen, wieviel in den Tank reingeht - denn 'rausgeben tut der Automat nicht!

Mit dem Einkaufen hat man abends ein Problem! Selbst in größeren Orten sind spätestens um 19 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt. Die kleineren Läden machen sogar oft schon um 17.30 Uhr zu! Am Wochenende sieht es mit den Öffnungszeiten völlig düster aus, selbst in København auf der Strøget sind am Sonntag die Läden geschlossen!

Museen sind meist montags geschlossen und haben nur bis 18 Uhr auf.

An Mitbringseln gibt es keinen Mangel, (Kitsch ist glücklicherweise sehr rar!) sie sind allerdings nicht unbedingt billig. Ob man nun an dänischem Design, schönen Stoffen, Bernstein oder Büchern über die Wikingerzeit interessiert ist, es findet sich immer etwas Schönes. Gerade die Museums-Shops sind gut sortiert.

Übrigens: Lediglich in den Museumsshops kann man dänischen Met kaufen (falls man nicht in einem größeren Ort einen Spirituosenladen auftreibt)! Dieser Met ist dazu noch ungefähr dreimal so teuer wie in Deutschland - man sollte sich das also gut überlegen! J

 

Eine Gelegenheit zu einem Besuch wäre z.B. der große Wikingermarkt in Ribe, der am ersten Mai-Wochenende jeden Jahres stattfindet. Auch sonst gibt es übers Jahr und Land verteilt einige Märkte, deren Besuch sich lohnt. Leider verschiebt sich aber das Angebot an Märkten und Lagern immer mehr von Wikingern zu Mittelalter. Das finde ich sehr schade, denn Mittelalter-Märkte gibt es ja nun in Deutschland genug - dazu muß man nicht nach Skandinavien reisen... Aber - wie gesehen - man muß nicht unbedingt Veranstaltungen besuchen, um seinen Spaß zu haben.

Dänemark ist ein tolles Reiseland - nicht nur der Wikinger wegen. Es gibt so vieles, was ich noch nicht besucht und gesehen habe, und so steht es fest: Ich fahre wieder hin!

Andrea Schäfer / Tjordis
im September 2001

 

Und hier noch ein paar Fotos von meiner Tour - aber Achtung: sind dicke Dinger! :-)))

Ribe 1

Ribe 2

Ribe und Fyrkat

Ribe, Trelleborg, Roskilde

Fyrkat und Roskilde

Roskilde und Trelleborg


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